Dienstag, 16. April 2013

Ich muss dich nicht tragen

I.

Ich bin die Tochter des Wahns, ich liebe nicht. Ich zähle deine Schwächen, ich sage, ich liebe so untragbar schwer und morgens beim Aufwachen weiß ich, ich werde mich aus deinem Leben stehlen, wenn du vor Glück nur so lachst. Du glaubst nur, dass ich da bin (in deiner Glasvitrine), aber ich spiele Theater, ich stelle dich deiner Welt zur Schau. Das ist, was du Liebe nennst, Drahtpuppengeschäft. Komm, du willst doch, dass sie alle über dich lachen.

II.

Fall mir nicht zu. Ich bin nicht schutzbefohlen. Ich muss dich nicht tragen, nur weil du hinkst und weil ich stehe. Auch unter meinen Füßen bröckelt der Boden. Ich muss dich nicht trösten, nur weil du weinst und nur weil ich Texte schreibe darüber.

1 Kommentar:

  1. Das wirkt nach. Es ist gut, wenn Texte das tun. Nur die "Tochter des Wahns", das ist mir ein bisschen zu groß zwischen all der eindringlichen Unaufdringlichkeit, der Souveränität, die diese beiden Kurztexte stark macht. Aber Kinkerlitzchen. Ich mag diese beiden sehr gerne.

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