Montag, 31. Dezember 2012

Liebe nach Liebe

Die Zeit wird kommen,
wenn du mit Schwung
dich selbst an deiner eigenen Tür
begrüßen wirst, in deinem eigenen Spiegel,
und jeder wird beim Gruß des anderen lächeln

und sagen, setz dich hier hin. Iß.
Du wirst wieder den Fremden lieben, der du warst.
Gib Wein. Gib Brot. Gib dein Herz sich selbst
zurück, dem Fremden, der dich geliebt hat

dein ganzes Leben, den du wegen eines anderen
übersahst, der dich inwendig kennt.
Nimm die Liebesbriefe vom Bücherbord herunter,

die Fotografien, die verzweifelten Zeilen,
pelle dein Bild vom Spiegel ab.
Setz dich. Schmause von deinem Leben.

~ Derek Walcott, übersetzt von Klaus Martern

Freitag, 28. Dezember 2012

Wildgänse

Du musst nicht gut sein,
Du musst auch nicht auf deinen Knien
hunderte von Meilen bereuend durch die Wüste rutschen.
Du musst nur das zarte Tier deines Körpers
lieben lassen, was es liebt.

Erzähl mir von deiner Verzweiflung, und ich vertraue dir meine an.
Inzwischen dreht sich die Erde weiter.
Inzwischen zieht die Sonne und die klaren Regenkiesel
über die Landschaften,
über die Prärieen und die tiefen Wälder,
die Berge und die Flüsse.

Inzwischen fliegen die Wildgänse, hoch in der klaren blauen Luft,
ihrem Zuhause entgegen.

Wer du auch bist, ganz gleich wie einsam,
die Welt zeigt sich dir in deiner Vorstellung,
ruft dich wie die Wildgänse, rauh und aufgeregt -
und verkündet immer wieder deinen Platz
in der Familie der Dinge.

~ Mary Oliver

Sonntag, 23. Dezember 2012

und Erde hinüber

Dieses Sterben verschweigen
kann ich nicht.
Brichst du hinaus aus mir wie Wahn.
Dass ich dich aushauche, hinab
weit unter mein Herz

und Erde hinüber.

Im Frühling
steht die Wiese satt
auch um die Toten

und grün so wie der Fink,
der über dein Grab hin lernt zu tanzen.

Samstag, 8. Dezember 2012

Es entsteht eine Stille

"Wäre es uns möglich, weiter zu sehen, als unser Wissen reicht, und noch ein wenig über die Vorwerke unseres Ahnens hinaus, vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist, etwas Unbekanntes; unsere Gefühle verstummen in scheuer Befangenheit, alles in uns tritt zurück, es entsteht eine Stille, und das Neue, das niemand kennt, steht mitten darin und schweigt.

Ich glaube, daß fast alle unsere Traurigkeiten Momente der Spannung sind, die wir als Lähmung empfinden, weil wir unsere befremdeten Gefühle nicht mehr leben hören. Weil wir mit dem Fremden, das bei uns eingetreten ist, allein sind, weil uns alles Vertraute und Gewohnte für einen Augenblick fortgenommen ist; weil wir mitten in einem Übergang stehen, wo wir nicht stehen bleiben können. Darum geht die Traurigkeit auch vorüber: das Neue in uns, das Hinzugekommene, ist in unser Herz eingetreten, ist in seine innerste Kammer gegangen und ist auch dort nicht mehr, - ist schon im Blut. Und wir erfahren nicht, was es war. Man könnte uns leicht glauben machen, es sei nichts geschehen, und doch haben wir uns verwandelt, wie ein Haus sich verwandelt, in welches ein Gast eingetreten ist. Wir können nicht sagen, wer gekommen ist, wir werden es vielleicht nie wissen, aber es sprechen viele Anzeichen dafür, daß die Zukunft in solcher Weise in uns eintritt, um sich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht.

Und darum ist es so wichtig, einsam und aufmerksam zu sein, wenn man traurig ist: weil der scheinbar ereignislose und starre Augenblick, da unsere Zukunft uns betritt, dem Leben so viel näher steht als jener andere laute und zufällige Zeitpunkt, da sie uns, wie von außen her, geschieht. Je stiller, geduldiger und offener wir als Traurige sind, um so tiefer und um so unbeirrter geht das Neue in uns ein, um so besser erwerben wir es, um so mehr wird es unser Schicksal sein [...]"

~ Rainer Maria Rilke, aus einem Brief an Franz Xaver Kappus

Freitag, 19. Oktober 2012

Blick vom roten Stubenteppich durchs Fenster

Schatten, Sonnenrücken-
spiegelbild zwischen Rändern aufgebrochener Himmel:
Lichter aufgebrochener Welt

werden weich und hart und
dunkeln und senken sich.
Schatten hellen.
Ach, was sind Grenzen ...

Es gibt Zeiten mit und ohne Bedeutung.
Manchmal ist ein Wort ein Tanz
schöner, kurzlebiger Schritte. Manchmal nicht.
Dann,
wenn man müde wird
wie zum ersten Mal im Leben,

leuchtet die Stube.
Der Teppich mittags an weichen Stellen
immer und
nachts nirgends.

Donnerstag, 20. September 2012

Man muss nie verzweifeln,
wenn einem etwas verloren geht,
ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück;
es kommt alles noch viel herrlicher wieder.


Rainer Maria Rilke

Samstag, 1. September 2012

Ausgeschwiegen klingt das so

Ein Vogel im Anflug trägt Tränen.
Ich schließe das Fenster und zähle bis drei.
Das zahlt sich nicht aus,

aber der Vogel an den Glasscherben,
rutscht jetzt langsam ab, fällt blutig
(aber so pathetisch wollen wir nicht sein, streichen das
mit sehr sehr hellen Farben über.
Buntes Blümchenmotiv oder so.)

Ich ziehe den Vorhang vor und
es gibt keine toten Vögel, die leben ewig!
Ich /jedenfalls ich/ nehme mir die Augen ab,
wenn sie jucken vor Staub.

Sonntag, 22. Juli 2012

veräschen, heilen

Und das ist nur der letzte
Hauch der Stimme von Schmerz,
hallt zu den Himmeln hin,

noch dieses Weinen vor dem
Nicht-Zu-Besiegen-Sein,

das ist das Dauern

wie die Sonne selbst
in ihrem letzten Untergang noch schwelgt,
Wenn auch Schatten sich werfen
hinein in alles Brennende, so letztlich

kalt doch in ihrem Nacken
kräuseln sie sich kaum, eh sie

veräschen, heilen.

Dienstag, 17. Juli 2012

Sydänosasto - Herzstation

Vielä muutama viiko sitten en pystynyt
ilman parin sekunnin epäröintiä näyttämään
kummalla puolella rintaa on sydän.
Nyt kykenen, se kuulee itse, se kuulee nimensä
jo ennen kuin rumpukalvo sanan.

Ja kolme viikkoa kaikki on ollut pelkkää sydäntä,
jokainen tippuva vesihana,
jokaisen melodian rytmi, jokainen askel.

Vuosikaudet olin pitänyt
jotenkin ylimainostettuna koko sydäntä.
Mutta se on tärkein lyömääseeni sittenkin
vaikka taistelu on naurettavan epätasainen.

* * *  Pentti Saaritsa


Noch vor einigen Wochen war ich nicht der in Lage -
ohne ein paar Sekunden Zweifel - zu zeigen,
auf welcher Seite der Brust das Herz schlägt.
Jetzt ja, es hört selber, hört seinen Namen,
noch ehe das Wort am Trommelfell ist.

Und drei Wochen lang war alles nur Herz,
jeder tropfende Wasserhahn,
der Rhythmus jeglicher Melodie, jeder Schritt.

Jahrelang hielt ich die ganze Rede
vom Herzen für irgendwie übertriebne Reklame.
Meine wichtigste Schlagwaffe aber ist es denn doch -
wenn auch in lächerlich ungleichem Kampf.



Sonntag, 15. Juli 2012

Ich ließ meinen Engel lange nicht los


Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...


~ Rainer Maria Rilke, 22.2.1898, Berlin-Wilmersdorf 

Mittwoch, 11. Juli 2012

Alles verstehen heißt alles verzeihen.

Madame de Stael  

Samstag, 23. Juni 2012

Und ich stieß mich an einer Schwelle ...

Und ich stieß mich an einer Schwelle, denn es gibt Zeiten, in denen die Sprache nichts begreifen und nichts voraussehen kann. Diese dort halten mir die Welt wie ein Bilderrätsel entgegen und verlangen, ich solle es ihnen erklären. Aber es gibt keine Erklärung und die Welt hat keinen Sinn. "Sollen wir uns unterwerfen oder kämpfen?" Man muss sich unterwerfen, um zu überleben, und kämpfen, um weiter zu existieren. Lass das Leben nur machen. Denn das ist das Elend des Tages, dass die Wahrheit des Lebens, die nur eine ist, widersprechende Formen annehmen wird, um sich auszudrücken. Aber gib dich keiner Täuschung hin: So wie du bist, bist du gestorben. Und deine Widersprüche gehören zur Häutung, wie deine Schmerzen und dein Elend. Es kracht in dir und zerreißt dich. Und dein Schweigen ist das Schweigen des Weizenkorns in der Erde, wo es fault, um zu werden. Und deine Unfruchtbarkeit ist die Unfruchtbarkeit der Schmetterlingspuppe. Aber du wirst wiedergeboren werden, verschönt von den Bäumen. Auf dem Gipfel des Berges, wo deine Probleme gelöst sind, wirst du dir sagen: "Wie war es möglich, dass ich's anfangs nicht verstanden habe?" Als ob es anfangs etwas zu verstehen gegeben hätte.

Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste, 86

Mittwoch, 13. Juni 2012

Das steigende Licht fällt

Das steigende Licht fällt
manchmal
ist Nacht
            und leise das Land

obschon fern, kichert die Sonne
von der anderen Seite der Welt
wie ein Kind,

das nichts weiß von Kummer,
dem das Leben ist wie ein Spielplatz

und jeder Tag Anlass
Kuchen zu formen aus Sand.

Freitag, 8. Juni 2012

Stumm

Völlig ganz, heil
bin ich
doch keine Worte mehr

wie entfühlt

Denn das Licht bebt nicht
strahlt voll, hält Hände
schwingt die Lippen weit zum Dank

Innen so sehr wenig
Dunkelheit wie nie, so schön

und schön
und unzerlebt

lückenhaft

stumm

Dienstag, 22. Mai 2012

Trocken schlägt das Herz nicht lang

Wenn du willst, hast du keine Angst
vor den Wildwassern, den Rohrbrüchen.
Alles fließt zum Meer,

wenn du willst,
wenn du ausläufst, davonläufst.

Wer will nicht solche Gefühle,
die sich ausdrücken lassen in einem Gedicht

lieber als nie zerfließen?

Wenn es immer trocken bleibt im Rohr,
klingt darin nur ein Geräusch: 
Als ob du geweint hast und
nicht mehr weinst.

Und es hebt sich das Herz nicht
zu einem bedeutsamen Schlag, wenn

es nichts zu sagen hat.

Samstag, 12. Mai 2012

The Others - Czesław Śpiewa


If it's good for you
then it's good for us
we won't be the few
the few that never was

but please don't qestion
what we've done to all the others
we now love as one

Could I ever be down on my knees
if it wasn't for your morning breeze
well I just don't think it's up to you...

It can not be you
Who will guide us through
It's all the others
They won't bother
For what's been said and done
Doesn't make you the one

Freitag, 11. Mai 2012

Sinä, sinä, sinä

Tähän siis olemme tulleet. Tämä on hellittämätön kipu, joka hyväilee ja polttaa. Tämä on levottomuuden korkein aste, rauhaksi tihenevä, henkeäsalpaava äänetön tuuli. Tämä on lopullinen hellyys, josta ei ole pakotietä. Sinä, sinä, sinä.

~Lassi Nummi

Bis hierhin sind wir also gekommen. Dies ist der unerbittliche Schmerz, der streichelt und brennt. Dies ist des Aufruhrs höchste Stufe, der sich zur Ruhe verdichtende, atemberaubend lautlose Wind. Dies ist die letzte Zärtlichkeit, aus der es keinen Fluchtweg gibt. Du, du, du.


Übersetzung ohne Gewähr

Mittwoch, 25. April 2012

ob Schatten fallen

Ich sitze am Fenster
die Straße liegt wie gestern
  ob Schatten fallen

ich kann nicht sprechen davon
wo jetzt das Fenster ist
  und welche Welt sich am Glas verletzt

vermutlich die
  in der Luft Geruch hat, aber
hier ist die nicht, denn

    es gibt kein Loch im Dach
und es fällt kein Regen durch kein Loch

Wer ist nicht ich und
wer schmeckt Regen
          wie schmeckt denn Regen, wenn er nicht fällt
                durch ein Loch im Dach in die Gläser voll Wasser
Darin die verwundete Welt
  taumelnd am Rand

  Das ist nichts Wirkliches

Was aber nicht wirklich ist
    wühlt nichts auf

Sonntag, 22. April 2012

Wenn deine Liebe kein Gehör findet

"Wenn deine Liebe nicht hoffen kann, Gehör zu finden, sollst du sie verschweigen. Sie kann in dir reifen, wenn Schweigen herrscht. Denn sie schafft eine Richtung in der Welt, und jede Richtung lässt dich größer werden, die es dir erlaubt dich zu nähern, dich zu entfernen, einzutreten, hinauszugehen, zu finden, zu verlieren. Denn du bist einer, der Leben muss.

Wenn deine Liebe kein Gehör findet, sondern zu einem vergeblichen Flehen wird, wenn du einen Lohn für deine Treue erbittest und du nicht die Seelenstärke aufbringst zu schweigen, so laß dich heilen, wenn es einen Arzt gibt. Denn man darf die Liebe nicht mit der Knechtschaft des Herzens verwechseln. Liebe die betet, ist schön, aber Liebe, die fleht, ist Lakaienliebe."

 Antoine de Saint-Exupéry
aus die Stadt in der Wüste

Mittwoch, 18. April 2012

Am Dunkeln allerdings

Unnötig, die Zugabe der Sänger
Die feine Gesellschaft hat den Sieg schon entschieden
hält die Hände ausgestreckt hoch zur Schönwetterwolke
Die Luft ist dünn. Dennoch: langfristig
schlägt das Herz, man kommt klar

Jemanden niederzuschlagen wie
Boote zu kentern, das trägt man uns nach
Und die Kerker von der Stange sind rau
Am Dunklen allerdings (aber immerhin traditionsbewusst)
scheuert man sich die Augen auf


Das aber dauert. Das dauert doch so

Samstag, 14. April 2012

Dank

Mein Dank gilt meinem Bett. Als ich das Dunkel von dort aus bezwang und der Schmerz begann, sich auszulachen, weil er ncht vergeben wird und nicht vergeht, da lernte ich von den Kissen, wer Gott ist und wie mich das tröstete! Da war niemand da, nur diese vier sicheren Wände und ich. Und sie hielten, diese Wände und mein Bett trug mich und trug mich durch jede Nacht und stürzte nicht ein, wie der Rest meiner Welt.

Donnerstag, 5. April 2012

Monochrome Life


Anyway, 
I can try  
Anything, it's the same circle 
That leads to nowhere and I'm tired now.

Anyway,
I've lost my face,  
My dignity, my look, 
Everything is gone  
And I'm tired now.

But don't be scared, 
I found a good job and I go to work  
Every day on my old bicycle you loved.

I am pilling up some unread books under my bed 
And I really think I'll never read again.
No concentration, 
Just a white disorder  
Everywhere around me,  
You know
I'm so tired now.

But don't worry  
I often go to dinners and parties 
With some old friends who care for me,  
Take me back home and stay.

Monochrome floors, monochrome walls,  
Only absence near me, 
Nothing but silence around me.  
Monochrome flat, monochrome life,  
Only absence near me,  
Nothing but silence around me.

Sometimes I search an event 
Or something to remind,  
But I've really got nothing in mind.

Sometimes I open the windows  
And listen people walking in the down streets.
There is a life out there.

But don't be scared, 
I found a good job and I go to work
Every day on my old bicycle you loved.

Anyway, 
I can try  
Anything, it's the same circle 
That leads to nowhere and I'm tired now.

Anyway, 
I've lost my face,  
My dignity, my look,  
Everything is gone  
And I'm tired now.

But don't worry 
I often go to dinners and parties   
With some old friends who care for me,  
Take me back home and stay.

Monochrome floors, monochrome walls,  
Only absence near me,  
Nothing but silence around me.
Monochrome flat, monochrome life,  
Only absence near me,  
Nothing but silence around me

Dienstag, 3. April 2012

Drei, Vier

Drei, Vier. Ich suche nach den Jahren und finde Wortlosigkeit. Du erinnerst mich an nichts. Hier wurde alles abgeholzt, der Stumpf fühlt noch den Phantomschmerz. Man spricht nicht über dich. Es wird nicht weiter gefragt. Ob ich nicht aus Stein bin. Ich klopfe mein Herz nach dir ab. Irgendwovon warst du Getriebe. Du warst. Und Vergessen braucht Energie. Die Verzweiflung ist unbekannt verzogen und so macht niemand mehr Kaffee oder schreibt Widmungen in alte Bücher. Das Geräusch, wenn niemand weint. Man hat die Gefühle aussortiert in brauchbar und verkehrt und ich war irgendwo darunter. Ich möchte das manchmal schreien, dass wir noch einmal in dieses Antiquariat gehen und dieses Wörterbuch kaufen und warum und warum, warum. Denn es fehlen mir die Worte. Es ist anders als du. Es ist jetzt so, dass ich verziehen habe und das Verzeihen hat mich leer gemacht und lieber hätte ich die Wut. Die meldet sich oft, nur dich erwähnt sie nicht. So viele Jahre und ich soll vergessen und all das und ich kann nicht vergessen und all das. Vergessen braucht Energie.

Montag, 26. März 2012

"Man braucht vor niemand Angst zu haben. 
Wenn man jemanden fürchtet, dann kommt es daher, 
daß man diesem Jemand Macht über sich eingeräumt hat."


~ Hermann Hesse, Demian

Freitag, 23. März 2012

Tanzen, das heißt

Tanzen, das heißt:
zwischen den Wipfeln wandern,
wo der Wind dich schaukelt.
Wohin er flüsternd fährt -

Auch zwischen die Stämme
des Waldes. Tag wie Nacht
finden hier ihr Licht. Und
an allem was hier bricht,
zerschlägt es nicht.

Ein Hauch sinkt
und singt von Immergrün -
auch in den Armen des
atemlosen Baumes.

Dienstag, 20. März 2012



mä tarvitsen mun haavoja
syviä ja suolaisia
kun mikään ei tunnu miltään
kipu korvaa ystävää

Sonntag, 11. März 2012

zögerlich

Ja, man zögert,
wenn man nachts durchs Fenster steigt,
denn das Dunkel duftet nicht nach Heimat.

Man sagt, man geht.
Man weiß, man bleibt irgendwie doch
im Mondlicht stehen,

wie es sich spiegelt
in der vertrauten Scheibe;

nicht umsonst verlässt man sie
einen Spalt weit offen.

Samstag, 10. März 2012

Ohne Applaus

wie laut klatscht man mit einer Hand
und woher
kam das Boot in der Flasche?

wann schloss sich der Boden ums Heck?

ich gehe irgendwohin
wo ich ging
war das Boot nicht
es war nie drin

als ich direkt in die Glasscheibe fuhr

hat es geklirrt

ganz
dumpf.

Mittwoch, 7. März 2012

Wenn ...

Wenn der Alltag dir arm erscheint,
klage ihn nicht an - klage dich an,
dass du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu rufen,
denn für den Schaffenden gibt es keine Armut.

~ Rainer Maria Rilke

Sonntag, 4. März 2012

Osho, Why is it so difficult to forgive?

Question – Osho, Why is it so difficult to forgive, to stop clinging to hurts long since past?


Osho:  The ego exists on misery – the more misery the more nourishment for it. In blissful moments the ego totally disappears, and vice versa: if the ego disappears, bliss starts showering on you. If you want the ego, you cannot forgive, you cannot forget – particularly the hurts, the wounds, the insults, the humiliations, the nightmares. Not only that you cannot forget, you will go on exaggerating them, you will emphasize them. You will tend to forget all that has been beautiful in your life, you will not remember joyous moments; they serve no purpose as far as the ego is concerned. Joy is like poison to the ego, and misery is like vitamins.

You will have to understand the whole mechanism of the ego. If you try to forgive, that is not real forgiveness. With effort, you will only repress. You can forgive only when you understand the stupidity of the whole game that goes on within your mind. The total absurdity of it all has to be seen through and through, otherwise you will repress from one side and it will start coming from another side. You will repress in one form; it will assert in another form – sometimes so subtle that it is almost impossible to recognize it, that it is the same old structure, so renovated, refurnished, redecorated, that it looks almost new.

The ego lives on the negative, because the ego is basically a negative phenomenon; it exists on saying no. No is the soul of the ego. And how can you say no to bliss? You can say no to misery, you can say no to the agony of life. How can you say no to the flowers and the stars and the sunsets and all that is beautiful, divine? And the whole existence is full of it – it is full of roses – but you go on picking the thorns; you have a great investment in those thorns. On the one hand you go on saying, ”No, I don’t want this misery,” and on the other hand you go on clinging to it. And for centuries you have been told to forgive.

But the ego can live through forgiving, it can start having a new nourishment through the idea that, ”I have forgiven. I have even forgiven my enemies. I am no ordinary person.” And, remember perfectly well, one of the fundamentals of life is that the ordinary person is one who thinks that he is not; the average person is one who thinks that he is not. The moment you accept your ordinariness, you become extraordinary. The moment you accept your ignorance, the first ray of light has entered in your being, the first flower has bloomed. The spring is not far away.

Jesus says: Forgive your enemies, love your enemies. And he is right, because if you can forgive your enemies you will be free of them, otherwise they will go on haunting you. Enmity is a kind of relationship; it goes deeper than your so-called love.

Savita has asked a question that, ”Osho, why a harmonious love affair seems to be dull and dying?” For the simple reason because it is harmonious; it loses all attraction for the ego; it seems as if it is not. If it is absolutely harmonious you will completely forget about it. Some conflict is needed, some struggle is needed, some violence is needed, some hatred is needed. Love – your so-called love – does not go very deep; it is only skin-deep, or maybe not even so deep. But your hate goes very deep; it goes as deep as your ego.

Jesus is right when he says, ”Forgive,” but he has been misunderstood for centuries. Buddha says the same thing – all the awakened ones are bound to say the same thing. Their languages can differ, naturally – different ages, different times, different people – they have to speak different languages, but the essential core cannot be different. If you cannot forgive, that means you will live with your enemies, with your hurts, with your pains
.
So on the one hand you want to forget and forgive, because the only way to forget is to forgive – if you do not forgive you cannot forget – but on the other hand there is a deeper involvement. Unless you see that involvement, Jesus and Buddha is not going to help. Their beautiful statements will be remembered by you, but they will not become part of your lifestyle, they will not circulate in your blood, in your bones, in your marrow. They will not be part of your spiritual climate; they will remain alien, something imposed from the outside; beautiful, at least it appeals intellectually, but existentially you will go on living the same old way.

The first thing to remember is: ego is the most negative phenomenon in existence. It is like darkness. Darkness has no positive existence; it is simply absence of light. Light has a positive existence; that’s why you cannot do anything directly with darkness. If your room is full of darkness, you cannot put the darkness out of the room, you cannot throw it out, you cannot destroy it by any means directly.

If you try to fight with it, you will be defeated. Darkness cannot be defeated by fighting. You may be a great wrestler but you will be surprised to know that you cannot defeat darkness. It is impossible, for the simple reason that darkness does not exist. If you want to do anything with darkness you will have to go via light. If you don’t want darkness, bring light in. If you want darkness, then put the light off. But do something with light; nothing can be done with darkness directly. The negative does not exist – so is the ego.

That’s why I don’t say to you: Forgive. I don’t say to you: Don’t hate; love. I don’t say to you that drop all your sins and become virtuous. Man has tried all that and it has failed completely. My work is totally different. I say: Bring light into your being. Don’t be bothered by all these fragments of darkness.

And at the very center of darkness is ego. Ego is the center of darkness. You bring light – the method is meditation – you become more aware, you become more alert. Otherwise you will go on repressing, and whatsoever is repressed has to be repressed again and again and again. And it is an exercise in futility, utter futility. It will start coming up from somewhere else. It will find some other, weaker point in you.

[...]

Katyayani, you ask me: Why is it so difficult to forgive, to stop clinging to hurts long since past?

For the simple reason that they are all that you have got. And you go on playing with your old wounds so that they keep fresh in your memory. You never allow them to heal.



A man was sitting in a compartment in a train. Across from him was sitting a Catholic priest who had a picnic basket beside him. The man had nothing else to do so he just watched the priest. After a while the priest opened the picnic basket and took out a small cloth which he placed carefully on his knees. Then he took out a glass bowl and placed it on the cloth.

Then he took out a knife and an apple, peeled the apple, cut it up, put the pieces of apple in the bowl. Then he picked up the bowl, leaned over and tipped the apple out of the window. Then he took out a banana, peeled it, cut it up, put it in the bowl, and tipped it out of the window. The same with a pear and a little tin of cherries and a pineapple, and a pot of cream – he tipped them all out of the window after carefully preparing them. Then he cleaned the bowl dusted off the cloth, and put them back in the picnic basket.

The man who had been watching the priest in amazement, finally asked, ”Excuse me, Father, but what are you doing there?”

To which the priest replied coolly: "I'm making fruit salad.”
”But you are tipping it all out of the window,” said the man.
”Yes,” said the priest. ”I hate fruit salad.”




People go on carrying things that they hate. They live in their hatred. They go on fingering their wounds so they don’t heal; they don’t ALLOW them to heal – their whole life depends on their past. Unless you start living in the present, you will not be able, Katyayani, to forget and forgive the past.

I don’t say to you: Forget and forgive all that has happened in the past; that is not my approach. I say: Live in the present that is the positive way to approach existence. Live in the present. That is another way of saying: Be more meditative, more aware, more alert, because when you are alert, aware, you are in the present.

Awareness cannot be in the past and cannot be in the future. Awareness knows only the present. Awareness knows no past, no future; it has only one tense, the present. Be aware, and as you will start enjoying the present more and more, as you will feel the bliss of being in the present, you will stop doing this stupid thing that everybody goes on doing. You will stop going into the past. You will not have to forget and forgive, it will simply disappear on its own accord. You will be surprised – where it has gone?

And once the past is no more there, future also disappears because future is only a projection of the past. To be free from past and future is to taste freedom for the first time, is to taste God. And in that experience one becomes whole, healthy; all wounds are healed. Suddenly there are no more any wounds; you start feeling a deep well-being arising in you. That well-being is the beginning of transformation.

Source – Osho Book “Tao: The Golden Gate, Vol 2″

Mittwoch, 29. Februar 2012

Anthologie "Lichtbruch"

Die erste Anthologie, bei der ich mitwirken durfte:


Großansicht 





Herausgegeben von Jahr, Diana/ Simon, Stephanie

Verlag :  Edition Thaleia
ISBN :  978-3-943382-00-6
Einband :  Paperback
Preisinfo :  14,00 Eur[D] / 14,40 Eur[A]
Seiten/Umfang :  ca. 164 S. - 20,5 x 13,0 cm
Produktform :  B: Einband - flex.(Paperback)
Erscheinungsdatum :  1. Aufl. 01.03.2012

Über die Liebe

"Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf"

Khalil Gibran, Der Prophet

Mittwoch, 22. Februar 2012

Als ich mich selbst zu lieben begann



Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich , das nennt man
“Authentisch-Sein”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
wie sehr es jemanden beschämt,
ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
noch der Mensch dazu bereit war,
auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß, das nennt man
“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man
“Reife”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist
– von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich
“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe
und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise
und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man
“Ehrlichkeit”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”,
aber heute weiß ich, das ist “Selbstliebe”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man “Einfach-Sein”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
diese Verbindung nenne ich heute
“Herzensweisheit”.

Wir brauchen uns nicht weiter
vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen
manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich,
das ist das Leben!
(Charlie Chaplin an seinem 70.Geburtstag am 16.April 1959) 


Danke, Mark :) 
"Abgründig ist das menschliche Herz,  beispiellos und unverbesserlich. 
Wer kann es durchschauen?"

Jeremia 17:9

Dienstag, 21. Februar 2012

gütig

Ich wusste, es wird Frühling
als ich die Nadeln abwarf, die dufteten wie Gummi.
Ich dachte, ich sei gütig
wie die bröckelnde Blume und der halbe Puppenschmetterling, der
ins bemalte Gras stürzt
zum gesonnten Käferbauch.

Es kommt in den Himmel, wer gut ist. Von dort
wünschte ich mir, der Drahtvogel fiele wie vom Wolkenbogen geschossen
mit dem Schnabel direkt in dein Gesicht.

Ich dachte, ich sei gütig.

Donnerstag, 16. Februar 2012

solmuinen - verknotet

Viime kädessä
me ollaan vain
somia solmukohtia
jossakin köysisillassa. ja miten meidän
pitäisi kestää kestää aina
noita kaksia todellisia maailmoja -

missä joskus on kevät
on siellä joskus talvikin.


* * *

Letztendlich
sind wir nur
hübsche Knotenpunkte
an irgendeiner Seilbrücke. und wie wir
immer halten halten sollten
diese zwei wirklichen Welten -

wo manchmal Frühling ist,
dort ist manchmal auch ein Winter.


 

Mittwoch, 15. Februar 2012

Werd ich vergessen?

Werd ich vergessen? Und wenn irgendwas
viel später zu mir kommt und mich daran
erinnert: werd ich fremdhin fragen -"wann-"?
Kann Leben heißen: zu vergessen, dass

mir Seligkeit, endlose, unverkürzte
an einem Tag ward, der rasch verrann
und dass dein Wesen sich in meines stürzte
aus deinen Augen, da ich kaum begann

dich anzusehn. Ich weiß von dir nicht mehr,
nur kommen musstest du um jeden Preis,
und eine Stelle in mir ist jetzt leer
für alles das von dir, was ich nicht weiß.


~ Rainer Maria Rilke

Freitag, 10. Februar 2012

Ist nicht alles Sturz

Ist nicht alles Sturz
in das, was Angst macht
und doch alles zieht?


Gehst du nicht darum fort,
weil allem, was im Dunkeln liegt, nur eines fehlt:
dass einer sieht.
Und weiter!
- dass du lernst: du stehst
nach jeder kühlen Nacht auf einem neuen Weg.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Running Up That Hill

 

It doesn't hurt me
Do you want to feel how it feels
Do you want to know, know that it doesn't hurt me
Do you want to hear 'bout the deal I'm making
You, you and me

And if I only could
I'd make a deal with God
And I'd get him to swap our places
Be running up that road
Be running up that hill
Be running up that building
If I only could

You don't want to hurt me
But see how deep the bullet lies
Unaware I'm tearing you asunder
There is thunder in our hearts
Is there so much hate for the ones we love
Tell me we both matter (don't we)
You, you and me
You and me won't be unhappy

You, you and me
You and me won't be unhappy
C'mon baby c'mon darling
Let me steal this moment from you now
C'mon angel c'mon c'mon darling
Let's exchange the experience

And if I only could
I'd make a deal with God
And I'd get him to swap our places
Be running up that road
Be running up that hill
With no problems

- Kate Bush -

Koan

Ein weiser Mann kam zu Tao-hsin und fragte ihn:  
"Darf ich in meiner Welt leben?" 

Tao-hsin antwortete: "Geh weg und komm zurück."

Samstag, 28. Januar 2012

Early Winter

And I always was one for crying.
I always was one for tears.
No I never was one for lying.
You lied to me all these years.


den Baumstamm nicht

Ich rede mit Lampen, ich schlafe bei Licht und mein Schlaf ist Großstadt. Ich bin wieder zugegen, halb auf und halb unter dem Bett. Dort liegen Wurfsterne. Ich verbiege sie und werfe sie weg, sie treffen dann nicht mehr. Wie du immer den Baum nicht getroffen hast. Das macht jetzt nichts mehr, denn seit gestern fliegen hier auch Bäume. Ich beneide sie, wie sie Wald sein wollen, als ob es einem dann nicht das Herz bleicht vor Angst, nur weil man ein Ziel hat. Und wo der Mut wohnt, frage ich die Angst. Sie ist nicht ansprechbar. Wozu ich sie beim Schlafen so hoch hänge, fragt die Lampe hinter mir und flackert, als tobte ein Sturm im Raum. Damit ich den Weg sehe im Traum, wenn er sich öffnet und weit wird, schreie ich sie an. Sie weiß das schon. Sie muss immerzu fragen.

Donnerstag, 26. Januar 2012

81 - Tao Te King

Wahre Worte sind nicht schön,
schöne Worte sind nicht wahr.

Tüchtigkeit überredet nicht,
Überredung ist nicht tüchtig.

Der Weise ist nicht gelehrt,
der Gelehrte ist nicht weise.

Der Berufene häuft keinen Besitz auf.
Je mehr er für andere tut,
desto mehr besitzt er.
Je mehr er anderen gibt,
desto mehr hat er.

Des Himmels SINN ist fördern, ohne zu schaden.
Des Berufenen SINN ist wirken, ohne zu streiten. 


~Lao Tse, Tao Te King, Zweiter Teil: Das Leben, 81

Freitag, 20. Januar 2012

mündlich

Ich fand den Mund,

der klein geworden war wie ein Kronenblatt,

nur heller, seit er aus großer Höhe auf eigene Beine fiel.
Es muss nicht immer schäumen, rief ich
und da schäumte er schon wie ein Leierkasten.

Dann, vorsichtiger,

kurbelte ich vorbei am laufenden Spiel, nahm Abstand,
rief schon häppchenweise:
Es muss nicht taktvoll sein, nicht einmal herrlich! Nur
etwas, irgendetwas,
das sich nicht gleich wieder abbricht.

Absage an die Verzweiflung

"... So bewies mir das Wagnis, daß es nicht zerstörerisch ist, 
wenn wir unser Innerstes aufs Spiel setzen, 
wenn wir unseren verborgenen und echten Kern anbieten. 
Wir können nicht zerstört werden."

 ~ Ronald D. Laing

Dienstag, 17. Januar 2012

Fortschritt

Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter,
als ob es jetzt in breitern Ufern ginge.
Immer verwandter werden mir die Dinge
und alle Bilder immer angeschauter.
Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter:
Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln, reiche
ich in die windigen Himmel aus der Eiche,
und in den abgebrochnen Tag der Teiche
sinkt, wie auf Fischen stehend, mein Gefühl.


~ Rainer Maria Rilke

Samstag, 14. Januar 2012

Joskus on lähdettävä ja oltava valmis

Joskus on lähdettävä ja oltava valmis
ja sidottava paperinsa yhteen
vietäviksi ullakolle tilikirjojen joukkoon,
joskus on lähdettävä ja jätettävä askeleet käytäviin,
ja kuljettava läpi huoneitten muistamatta.

Puhutaan monista muutoksista,
mutta tämän ainoan haluaisin väistää
ja alkaa pitkän matkan menneisyyttä kohti,
hyödyttömiin päiviin,
jolloin suuret kukat paleltuvat pengermällä
ja kallis puunhakkaaja palkataan kantoa lohkomaan.
ja palata viileydessä autioihin taloihin,
joissa tavarat on koottu epätavallisiin paikkoihin,
mutta moni päivä ennallaan ja entisten kaltainen.


~ Paavo Haavikko
* * *


Irgendwann muss man gehen und bereit sein
und seine Papiere zusammenbinden,
um sie auf den Dachboden zum Stapel der Rechnungsbücher zu bringen.
Irgendwann muss man gehen und die Schritte in den Fluren hinter sich lassen
und durch die Zimmer laufen, ohne sich zu erinnern.

Lass uns von den vielen Veränderungen sprechen,
doch diese einzige möchte ich umgehen
und eine lange Reise in Richtung Vergangenheit antreten,
in die vergeblichen Tage,
in denen die großen Blüten am Wall erfrieren
und man den teuren Holzfäller einstellt, den Baumstumpf zu spalten.
und in der Kühle zurückkehren in die wüsten Häuser,
in denen Hab und Gut an ungewöhnlichen Plätzen zusammengepfercht steht
aber viele Tage wie vorher und den früheren ähnlich.

(eigene Übersetzung, ohne Gewähr)
Ein Apfelbaum,
wofür soll das stehen? Hauptsächlich
esse ich nur auf Langstrecken
und dann nur Brot. Das will ich.
So bin ich.

Ich soll die Sonne einbauen,
die gestern über den Sternen hing.
Doch die weiß nicht,
ist das die Astronautenlampe,

worin du Bücher liest.

Und zum hundertsten Mal Danke
für den ehrlichen Kaffee. Aber
den breiten Zucker,
den kaufe ich nicht. Ich will
jetzt! jetzt!
Fahrrad fahren.

Reifen oder/oder Roggenbrot.
Jetzt! Sieh du nach.

Es bricht mein Halbmund aus der Sonne.

Freitag, 13. Januar 2012

Reminiscing by the Window



I open this closed window
The stars are still out of view for me
I'm drenched in rain again
My heart stops
Why is that?
My tears dry up
Why is that?
I trace the night sky with my fingers
But it's still unreliable


I see a window of the past
Even a ray of light won't shine through
I'm only burned by the flames
My heart cries out
Why is that?
My tears overflow
Why is that?
I blindly reach out my hand to the night sky
But it won't reach now


It's still so suffocating
Not that it sad and painful
But this strong distant desire-
Doesn't even have a voice


Even if I fade myself
Even if I change by now
Nothing just vanishes in thin air but then
My chest tightens now
The window of the past drives my desires forward
Even though I cant fly I still move on
Dragging my injured leg on this thorny path I'm on now

Mittwoch, 11. Januar 2012

still, federgras

doch nichts davon darf man sein,
(ich bin noch nicht klang, wohl aber klingt in mir
ein echo nach:) lass mich schritt halten,
auf verwehendem asphalt auch-
dass ich erhalten bleibe um diesen verachteten preis

/entwaffneter hoffnung/


ich dachte den morgen anders
ja, an diesem anderen tag
ich dachte so öfters über die wolken nach,
die kommen und gehen

kommen und gehen.

es wendet sich der himmel
ununter
brochen

Dienstag, 10. Januar 2012

Baum

Wie einer
langsam schweigt
                       

wie Winter immer heißt: auch
in sich sterben. (Immer wieder) geht so eine Zeit.

so schweigen auch die Brücken ihre Ufer an.
die alten und befürchteten.

Es entfällt die Welt wie unter vielem Tand.
Zwischen fest und frei    -      man müsste Baum sein. Stark
eine Wurzel, so in sich gegraben wie nah

einem klaren, offenen Himmel.
 

vain rakkaus



Hän vaeltaa läpi kaupungin
Hän silmin pimein etsii, ei löydä vain
Kun ruumiinsa on tulessa
Hän kekäleitä kasaa syliinsä

Ja polte, joka sieluansa korventaa
Se on vain, vain rakkaus

Hän kuuntelee vain varjoja
Ja nälkänsä hän unelmillaan sammuttaa
Jos kaipaus on myrkkyä
Hän pimeydestä siihen sukeltaa

Hän tähtiyötä katselee
Ja kuulee, näkee kaiken, minkä nähdä voi
Kun hiljaisuus on erämaa
Se mykän huudon jostain parkaisee

Ja polte, joka sieluansa korventaa
Se on vain, vain rakkaus


Übersetzung (ohne Gewähr)


Sie wandelt durch die Stadt,
mit dunklen Augen sucht sie, findet nicht
Wenn der Körper in Flammen steht,
schließt sie die brennenden Holzscheite in ihre Arme.

Und der Schmerz, der sich in ihre Seele sengt,
ist nur, nur die Liebe.

Sie hört nur den Schatten zu
und ihren Hunger löscht sie mit Träumen
Wenn die Sehnsucht Gift ist
taucht sie da hinein aus der Dunkelheit

Sie blickt in die Sternennacht
und hört, sieht alles, was man sehen kann
Wenn die Stille eine Wüste ist
hallt von irgendwo der stumme Schrei

Und der Schmerz, der sich in ihre Seele sengt,
ist nur, nur die Liebe.

Montag, 9. Januar 2012

Klippe

"Und sehr viele bleiben für immer an dieser Klippe hängen und kleben ihr Leben lang schmerzlich am unwiederbringlich Vergangenen, am Traum vom verlorenen Paradies, der der schlimmste und mörderischste aller Träume ist."

~Hermann Hesse, Demian

Samstag, 7. Januar 2012

that was love and it's an ache I still remember


Now and then I think of when we were together
Like when you said you felt so happy you could die
Told myself that you were right for me
But felt so lonely in your company
But that was love and it's an ache I still remember

You can get addicted to a certain kind of sadness
Like resignation to the end
Always the end
So when we found that we could not make sense
Well you said that we would still be friends
But I'll admit that I was glad that it was over

But you didn't have to cut me off
Make out like it never happened
And that we were nothing
And I don't even need your love
But you treat me like a stranger
And that feels so rough
You didn't have to stoop so low
Have your friends collect your records
And then change your number
I guess that I don't need that though
Now you're just somebody that I used to know

Now and then I think of all the times you screwed me over
But had me believing it was always something that I'd done
And I don't wanna live that way
Reading into every word you say
You said that you could let it go
And I wouldn't catch you hung up on somebody that you used to know...

But you didn't have to cut me off
Make out like it never happened
And that we were nothing
And I don't even need your love
But you treat me like a stranger
And that feels so rough
You didn't have to stoop so low
Have your friends collect your records
And then change your number
I guess that I don't need that though
Now you're just somebody that I used to know

Donnerstag, 5. Januar 2012

Vertrauen

"Vertrauen heißt, jemanden weggehen sehen 
in der sicheren Erwartung, dass er zurückkommt."

~ Unbekannt

Riskante Hörweite, dennoch

Riskante Hörweite, dennoch
fangen sich die Fliegen
in deinem trüben Nebenhaus

ein Fenster
nur nach
innen.

Gemeinsame Flure, Treppen,
Treppe, Tür, Erinnerung
und neben dir immer ich.
und du fragst nicht. So

gewöhnt an meinen Brandgeruch,
Sturz, Staub, stumm.




~ Tulee yö ja vie kaiken pois

Mittwoch, 4. Januar 2012

Auf das schon Vorübergegangene. Nie Dagewesene.

Gestern noch erlag die Sonne
meinen verschlissenen Vorhängen, kniete nieder
vor der Ausdauer mit der ich warten kann/könnte, aber
nicht mehr warten will [auf das schon.
Vorübergegangene. Nie Dagewesene] Heute
sitze ich vor meinem offenen Fenster - und mir gegenüber
legt sich eine Nacht über einen Weg.

Dienstag, 3. Januar 2012

odi et amo

Odi et amo. Quare id faciam fortasse requiris.
Nescio. Sed fieri sentio et excrucior.


„Ich hasse und ich liebe – warum, fragst du vielleicht.
Ich weiß es nicht. Ich fühl’s – es kreuzigt mich.“


Gaius Valerius Catullus

Red Moon - Kalafina

When I reached out and touched you
there was a single high note in my heart
As we gazed at the darkening sky,
the world that continues on endlessly
was calling out

People become people by falling in love
and knowing pain, don't they?
On the other side of the night that you cried
the cymbals of time resounded  

I surely believe that the karma that we create together in this sky
will play a song of love,
the tears of the red moon are a quiet music
Let's live so that we can share the light

Because you called out to me
it was like a wish being born for the first time
I'll hold your hand until we reach an unfinished sky,
chasing after the red moonlight of June

How many times have people cried out
as they are born into a sea of tears?
An alleluia echoes within the shadow of a collapsed dream
'Let there be light'

Why does the karma of simply living
bring more pain than it does joy?
I always dream of quiet music
so that I can reach across the distance to where it sleeps together with you

When I reached out and touched you
a song was born for the first time in the world

In the middle of a broken summer 
resounds a song of lament
Both love and dreams will one day disappear
but even so my voice doesn't reach

As I take a flower with dirtied hands
I wonder if I can live together with you
In a dream of destruction at the other side of time
you can hear it, right?
A far away alleluia

It's ok if it's just once in this sky,
let a song of love resound like a flame
It begins to overflow, an intensely quiet music
The red moon dreams
in the last sky






Was das Herz wert ist:



Ist es ein heller, weiter Mund -
Die Heimat der Welt und die Welt.


Schreit es Verwirrung,
stell es ab,
gib es weg,
häng es auf.

Nur Scherbbruch würdig
- das taktgedehnte Herz.

Sonntag, 1. Januar 2012

When life knocks you down ...

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

~ Hermann Hesse



"Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. 
Das Ei ist die Welt. 
Wer geboren werden will, muss eine Welt zerstören."

* * *
Hermann Hesse, Demian